Mit einem Vorwort von Walli Nagel und einem Nachwort von Brunhilde Wehinger,
Berlin 2017, 226 Seiten, Band 1 der Reihe "Wedding-Bücher" (diese Ausgabe ist vergriffen)
Es ist die
Zeit der Weltwirtschaftskrise in den ausgehenden 1920er Jahren. In Deutschland gibt
es ca. zwei Millionen „ausgesteuerte“ Arbeitslose – Menschen, die keinerlei
staatliche Unterstützung erhalten. Mit der Weltwirtschaftskrise verschärft sich
ihre Situation dramatisch, da auch prekäre Beschäftigungsverhältnisse und
Erwerbsmöglichkeiten zusehends wegfallen.
Otto Nagel
schildert in seinem Roman diese ausweglose Situation am Beispiel der Hauptfigur
Wilhelm Thiele und von dessen Freunden und Bekannten. Dreh- und Angelpunkt der spannend
erzählten Einzelschicksale ist die im Berliner Stadtteil Wedding gelegene
Kneipe „Das nasse Dreieck“. Frequentiert wird das Lokal vor allem von
Arbeitslosen, Alkoholikern und Obdachlosen. Ihren Kampf ums nackte Überleben, den
Abstieg in immer extremere Lebenssituationen beschreibt Otto Nagel mit großer
Beobachtungsgabe und drastischer Detailtreue, ohne dabei zu moralisieren oder zu
verurteilen.
Der Maler
Otto Nagel (1894-1967), gebürtiger Weddinger, lebte bis 1943 in diesem Berliner Stadtteil. Er
war
befreundet mit Käthe Kollwitz und Heinrich Zille. Bekannt wurde er
durch seine gesellschaftskritischen Darstellungen von Berlinerinnen und
Berlinern sowie seine
eindrucksvollen Berliner Ansichten (darunter viele Wedding-Motive).
Nach 1933 verhängten die Nazis gegen ihn ein Malverbot im Atelier;
seine Frau Walli Nagel und
er wurden
in vielfacher Weise drangsaliert. Als politisch engagierter Künstler
und
Kommunist war er 1937 für kurze Zeit im KZ
Sachsenhausen
inhaftiert.
„Die weiße
Taube oder Das nasse Dreieck“ ist Otto Nagels einziger Roman. Veröffentlicht
wurde der Roman erstmals 1978, fast fünfzig Jahre nach der Manuskripterstellung
und elf Jahre nach Nagels Tod. Über die abenteuerliche Geschichte des
Romanmanuskripts berichtet Walli Nagel in ihrem Vorwort. Von 1956 bis
1962 war Otto Nagel Präsident der Akademie der Künste der DDR. Sein Roman wurde
1983 vom DDR-Fernsehen unter dem Titel „Es geht einer vor die Hunde“ verfilmt.
Otto Nagels Roman ist ein Klassiker der Berlin-Literatur.
"Mit
dem genauen Blick des Zeichners und Malers und mit viel Liebe zu seinen
Figuren, aber ohne jede Verklärung oder Sentimentalität schildert Nagel
jenen Mikrokosmos in einer aus den Fugen geratenen Welt. ... Insofern
steht der Roman durchaus in einer Reihe mit Werken von Fallada oder
Döblin." (Ulrike Steglich in der Stadtteilzeitung "ecke müllerstraße",
Nr. 7/2017)
(Foto: Otto Nagel; Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-19000-2954/CC-BY-SA 3.0 /
Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany)
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